Stahl-Recycling geht neue Wege 

Bekanntlich lässt sich Stahl beliebig oft recyceln. Das war und ist in der Stahlwirtschaft gang und gäbe. Wenn jedoch höhere Stahlqualitäten verlangt wurden, geriet das Re-cycling zum Down-cycling – qualitativ hochwertiger Stahlschrott wurde zu neuem, weniger wertvollem Stahl. Dank weiter entwickelter Technologien kann Stahl zum Recycling-Vorbild werden. Denn der neu gewonnene Stahl weist eine deutlich höhere Qualität aus als das Ausgangsmaterial.

Modernes Stahlrecycling wird im Grunde genau so gehandhabt wie der sorgfältige Umgang mit Material in einer alten Schmiede. In einem modernen Stahlwerk muss man nämlich genauso wissen, welches Material wo lagert, um es für bestimmte Kunden im richtigen Moment verfügbar zu haben. Im Zeitalter der Digitalisierung ist das bei einem Einzugsgebiet für Recyclingmaterial eines ganzen Landes und über dessen Grenzen hinaus deutlich einfacher als in einer Schmiedewerkstatt.

Die Swiss Steel Group (SSG), Europas größtes Stahlunternehmen, das auf die EAF-Technologie spezialisiert ist, arbeitet ausschließlich mit hochwertigem Edelstahlschrott. Diese Maßnahme reduziert den CO2-Footprint massiv gegenüber der traditionellen Herstellung von neuem Stahl aus bergmännisch gewonnenem Eisenerz. Allerdings ist die Beschaffung des Rohmaterials deutlich komplexer. Während es bei Eisenerz und Roheisen nur wenige Qualitäten und als Lieferanten lediglich eine Handvoll Bergbaukonzerne gibt, müssen die Stahlwerke der Swiss Steel Group ihr Rohmaterial aus ganz Europa und über dessen Grenzen hinaus beziehen. Unverständlich, dass Europa gleichzeitig Stahlschrott in Drittländer exportiert.

Swiss Steel Group schafft Leuchtturm Projekt

Um mit hochlegiertem Schrott hochqualitativen Stahl herzustellen, sind aber auch metallurgische Neuentwicklungen nötig, bei denen sich vor allem das metallurgische Labor des Swiss-Steel-Group-Unternehmens Ugitech in Frankreich profiliert. Einer dieser bahnbrechenden Fortschritte ist das Projekt Ugi’Ring, welches man bei Ugitech gemeinsam mit regionalen Partnern vorantreibt. Es zielt darauf ab, Primärlegierungen aus Abfallprodukten wie Batterien, Katalysatoren und Ähnlichem herzustellen, um sich unabhängig von Lieferungen dieser Elemente aus politisch instabilen Förderländern zu machen. Ugi‘Ring wird die weltweit erste Anlage ihrer Art und verkörpert die Zukunft der Stahlerzeugung, die das Recycling von Legierungselementen wie alten Batterien, Katalysatoren, Galvanik-Schlämmen oder Filterasche von Abgasreinigungsanlagen ermöglicht. Die Anlage wird völlig unabhängig von primären Legierungselementen aus abgebauten Rohstoffen. Ugi’Ring ist dabei Teil der französischen Nationalstrategie, sich von Lieferungen dieser Primärlegierungen unabhängig zu machen und wird mit öffentlichen Mitteln in Höhe von zehn Millionen Euro gefördert.

Die Gewährleistung von gleichbleibend hoher Qualität in der Stahlschmelze mit Schrott ist viel schwieriger als mit reinem Material. Für die Feinjustierung werden weiterhin reine Legierungselemente genutzt werden müssen, sodass ein gesicherter Zugang zu diesen unablässig ist für die Produktion von hochlegierten Güten.

Dazu erklärt Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group: „Die nachhaltige Stahlproduktion auf Basis der EAF-Technologie ist Teil unserer DNA. Wir werden den Wandel zu grünem Stahl in Europa anführen. Unsere führende Position in der ökologischen Stahlherstellung ausbauen und gleichzeitig die Effizienz deutlich steigern. Die Swiss Steel Group zählt schon heute zu den effizientesten Herstellern von CO₂-reduziertem Stahl. Nachhaltigkeit ist für uns nicht nur eine geschäftliche Aufgabe, sondern auch eine gesellschaftliche Verpflichtung.“

wire / Halle 12 / A28

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